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Stricken lernen in 2025

5 Moderne Strickprojekte für Anfänger, und was du dabei lernen kannst

Hallo Ihr Lieben, und frohes neues Jahr zusammen! 

 

Ich muss gestehen, Silvester ist eigentlich gar nicht so meins, und ich finde ja, dass jeder Tag ein guter Tag ist, was neues zu lernen, und dabei meine ich natürlich Dinge, die Freude bereiten. Früher hat man ja erst Mustertücher und lange Schals etc. etc. pp. stricken müssen, bevor man sich an was "Richtiges" wagen durfte. Dass das keinen Spaß macht, und man lieber gleich was Tragbares produzieren möchte, ist klar. Es kann aber auch zu Frust führen, wenn man bestimmte Tricks und Kniffe für ein schönes Endergebnis nicht kennt. Wenn Ihr Euch also für 2025 vorgenommen habt, Stricken zu lernen, dann folgen jetzt meine 5 Empfehlungen für Anfänger-Projekte*.

*Disclaimer: Damit meine ich nicht von 0 auf 100, ihr solltet mit rechten und linken Maschen vertraut sein. Auch wenn es öde ist: Erst mal etwas üben, bevor man sich aufs Kashmir-Garn stürzt, um sich einen Riesenschal zu stricken :-) 

 

Also, ohne viel Gewese: Hier sind die 5 Projekte in geordneter Reihenfolge,  die ich als Anfänger-Projekte empfehlen kann. Ich werde auch genau erläutern, warum, und welche Techniken Du dabei lernen kannst, die Dir später bei Pullovern & Co helfen werden. Explizite Anleitungen habe ich nicht verlinkt, aber da gibt es  soooo viel, auch kostenfrei, da kann man sich echt austoben.

 

1. Ein Loop, gerade gestrickt

Damit meine ich, dass man zuerst ein gerades Stück strickt, also wie ein kurzer Schal. Diesen kettet man nach der gewünschten Länge (muss mindestens über den Kopf passen!). Dann näht man das Stück an den kurzen Kanten zusammen.

Was Du dabei lernen kannst:

 

Muster

Für den Anfang bietet sich 1 re, 1 li als Muster an, aber natürlich kannst Du das Projekt auch hervorragend dazu nutzen, Muster zu üben. Besonders schön sind plastische Muster.

 

Schön nähen

Das steht bei mir nicht umsonst ganz oben, denn das ist extrem wichtig für alle Projekte mit Nähten. Ich mache demnächst auch mal ein Tutorial zu diesem Thema mit den verschiedenen Möglichkeiten, Strickstücke zusammenzufügen. Möglichkeiten wären:

  1. Matratzenstich: Gut bei geraden Kanten wie Seitennähte.
  2. Rückstich: Besonders bei gerundeten Teilen zu empfehlen.
  3. Zusammenhäkeln/Kettstich: Hierzu am besten einen halben Faden nehmen. Vorteil: wird sauber und auch etwas elastisch. Nachteil: wenn der Faden reißt, ribbelt sich die ganze Naht auf. Bei sehr empfindlicher Wolle wie Yak oder Seide NICHT zu empfehlen.

Randmaschen

Auch dazu gibt es bereits so viel Informationen im Netz, dass ich das Thema hier kurz halte (bzw. wäre das auch ein Thema für ein separates Tutorial). Aber schöne Kanten, wenn sichtbar, sind ebenso wie Nähte sehr wichtig, damit das Strickstück professionell und nicht "gebastelt" aussieht. Schöne Kanten für Schals ergeben sich z.B. durch:

  1. Eine bis drei M auf Hin- UND Rückrunde rechts stricken, dadurch ergibt sich ein kraus rechts gestrickter Rand, der sich etwas mehr zusammenzieht als z.B. glatt rechts. Dadurch wird die Kante schön fest und leiert nicht so schnell aus.
  2. Zwei M rechts, eine links, eine rechts.  Das bietet sich bei einem gerippten Schal an, der 1 re, 1 li gearbeitet ist. Also nur am Rand ZWEI rechte Maschen.
  3. Der Klassiker: Eine Masche nur abheben, den Rest nach Muster stricken. Auf der Rückreihe dann links stricken. Diese Randmaschen schlägt man zusätzlich zum Muster an.

2. Ein Loop, in Runden gestrickt

Im Prinzip wie oben, nur, dass man in Runden arbeitet. Man kann dafür zunächst eine Rundstricknadel nehmen, das ist am einfachsten. Ich empfehle aber auch, es dann  auch mal mit Nadelspiel zu versuchen. Warum? Bei Rundstricknadeln benötigt man letztlich für verschiedenen Projekte verschiedene Kabellängen, z.B. ein Loop ist i.d.R. halsferner als ein Rollkragen, und ein Bündchen ist nochmal enger. Mit Nadelspiel ist man da flexibler.

Was Du dabei lernen kannst:

 

Maschen anschlagen und abketten

Auch hier gibt es verschiedene Techniken. Der Klassiker ist natürlich Kreuzanschlag (long-tail cast-on oder auch German cast-on genannt) sowie überzogen abketten. Darüber hinaus gibt es noch Methoden zum elastisch abketten, die bei eher engen Loops sinnvoll sein können. Die Königsdisziplin ist dann italienisch anschlagen bzw. abketten. Hier gibt es Infos dazu: Hier und Hier und hier.

 

3. Eine Mütze

Auch hier kann im Prinzip jedes Muster gewählt werden, aber für den Anfang empfehle ich eine einfache gerippte Mütze.

Was du dabei lernen kannst:

 

Mit Nadelspiel arbeiten

Siehe Projekt 2. Ich arbeite auch tatsächlich lieber mit Nadelspiel, und das liegt nicht nur daran, dass ich damit "groß geworden" bin (Rundstricknadeln kamen erst grade so richtig in Mode, und fast jeder hatte noch Nadelspiele von der Oma aus Metall rumfliegen). Man kann nämlich die Nadeln hervorragend als Markierungshilfe/Zählhilfe/Orientierungshilfe nutzen.

 

Maschenproben bzw. Maschenzahl richtig berechnen. 

Für einen guten Sitz ist die richtige Maschenzahl extrem wichtig, besonders am Bündchen. Dazu habe ich hier schon etwas Material zusammen gestellt. 

 

Maschen abnehmen

Das kann man sichtbar oder (fast) unsichtbar, einseitig oder beidseitig machen. Ich empfehle für den Lerneffekt das beidseitige abnehmen: Das bedeutet, dass man 2 (oder auch 3) Maschen markiert, und dann jeweils links und rechts davon abnimmt. Rechts davon strickt man zwei (oder mehr) Maschen zusammen, links davon strickt man überzogen zusammen. Das bedeutet, dass man erst eine Masche abhebt, dann eine M rechts strickt, und dann die abgehobene Masche über die eben gestrickte Masche zieht. Wofür das wichtig ist: Die so gearbeiteten Maschen  neigen sich spiegelsymmetrisch zueinander. Das ist bei Mützen hübsch, aber nicht zwingend nötig. Wo ihr es aber brauchen werdet, sind Halsausschnitt und Armausschnitte bei Pullovern. Dort sollen ja die Seiten rechts und links vom Halsausschnitt spiegelsymmetrisch sein. Bevor Ihr Euch also an den Pullover wagt, sind Mützen ein prima Projekt zum üben, Ihr brauch in der Regel nur etwa 100 Gramm Wolle.

 

4. Ein Loop, gerade gestrickt, oder ein Stirnband, in runden gestrickt und per Maschenstich verbunden

Im Prinzip wie oben, nur dass der Schal nicht abgekettet wird. Die "offenen" Maschen werden per Maschenstich verbunden. Dazu müssen auch die unteren Maschen "offen" sein. Bei einem Stirnband kann man das perfekt nutzen, um doppellagige Stirnbänder zu produzieren: In Runden stricken, bis der Schlauch doppelt so lang ist wie das Stirnband breit sein soll. Dann falten und per Maschenstich verbinden. Hier seht ihr das Stirnband Seeanemone, welches ich so gestrickt habe.

Was Ihr dabei lernen könnt:

 

Offener Maschenanschlag 

Auch da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für den Anfang empfehle ich diese Methode: Eine Luftmaschenkette aus Baumwollgarn häkeln mit etwas mehr als der benötigten Maschenanzahl. Dann in eine Luftmasche einstechen und den Faden durchholen. Es ist wichtig, Baumwollgarn zu nehmen, damit sich das Garn nicht mitt dem Wollfaden verfilzt. Am Schluss dann die Luftmaschenkette aufribbeln und die offenen Maschen "auffangen". Mein Kollege von Nimble needles hat es hier sehr gut erklärt, allerdings auf Englisch (Minute 25:55).

 

Maschenstich (Kitcheners stitch auf Englisch)

Warum ist der Maschenstich so toll? Weil er einfach magisch ist, denn die Naht verschwindet einfach! Daraus ergeben sich dann ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel Fingerhandschuhe ohne störende Nähte am Daumenzwickel, oder Pullover, die quer von Bündchen zur Mitte gestrickt werden. Die beiden Teile können dann unsichtbar (ohne Naht in der Mitte) verbunden werden. Hier findet Ihr ein Video von mir dazu:

5. Einen Schalkragen = Manteleinsatz mit Rollkragen)

Im Prinzip ist das eine Art offener Pullunder ohne Seitennähte. Ich finde sie viel besser als klassische Schals, weil sie unter dem Mantel verschwinden und dann wie ein Rollkragenpulli aussehen. Vorteil: Es zieht nirgendwo, und man hat nicht so viel Masse am Nacken. Ich fahre auch im Winter Rad, da kann das sehr unbequem sein, wenn da so viel Schal zwischen Helm und Mantelkragen ist. Außerdem braucht man weniger Wolle.

Was Ihr dabei lernen könnt:

 

Halsausschnitt arbeiten

Siehe oben, dafür habt ihr ja im besten Fall die Abnahmen schon bei den Mützen geübt.

 

Maschen aufnehmen

Hier geht es weniger um eine besondere Technik, sondern auch darum, das besonders ordentlich zu machen, damit es professionell aussieht. Am besten immer direkt in eine abgekettete Masche einstehen und den Faden holen, so dass das Maschenmuster fortgeführt wird (also NICHT durch den Faden der Masche, sondern durch die Schlaufe stechen). Auch immer in den Ecken eine Masche aufnehmen, um Löcher zu vermeiden. Profis fragen sich hier vielleicht, warum man die Maschen in der Mitte dann überhaupt abkettet und nicht stilllegt: Das ist etwas Ansichtssache und hängt auch vom Modell/Garn ab: Ich habe vom Nähen viel fürs Stricken profitiert: Dort setzt man Nähte auch zur Formgebung ein und verstärkt diese, um mehr Struktur und Stabilität zu erhalten. Bei schweren Garnen (viel Gewicht, das nach unten zieht) bewährt sich m.A.n. eine Naht, da der Pulli dann die Form besser hält. Bei fluffigen Mohairgarnen wird es schöner, wenn man die Maschen stilllegt.

 

Ggf. verkürzte Reihen an den Schultern

Das ist auch schon eine Königsdisziplin, und ich habe mich in meinen Pullover-Anfängen auch lange darum gedrückt. Aber ich kann wirklich sagen, dass es für die Passform einen Unterschied wie Tag und Nacht bedeutet. 

 

So, wenn Ihr diese 5 Projekt erfolgreich gestrickt habt, dann kennt Ihr die in meinen Augen essentiellen Techniken für schöne Strickwaren. Viel Erfolg und natürlich Spaß dabei!

 

Eure Anne Sophie.

 

 

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