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Abnäher verlegen und Schnitteile stückeln: Reste-Westen, Teil 2

Erinnert Ihr Euch noch an die Westen, die ich aus Resten zusammengestückelt habe?  Ich habe jetzt endlich meine eigene Weste in Valentina konstruiert, so dass ich nicht nur meine eigenen Maße verwenden kann, sondern auch alles verlegen, Stückeln und Verändern am Rechner machen kann. Wie das genau geht, erfahrt Ihr demnächst in meiner Valentina-Serie. Heute  wollte ich zunächst die Technik des Abnäher-Verlegens allgemein etwas genauer erläutern.  Zuerst einmal die Original-Weste. Diese hat einen einzelnen langen Abnäher vorne.  Das macht den Stoffverbrauch unverhältnismäßig groß, und damit unbrauchbar fürs Reste-Verarbeiten.  Außerdem gibt es noch ein Seitenteil, der Rücken ist aus Futterstoff. Das Seitenteil habe ich unverändert gelassen und zeige es deswegen hier nur am Anfang einmal, der Vollständigkeit halber. Die Paspeltasche verläuft über diesen Abnäher und wird eingearbeitet, nachdem der Abnäher geschlossen wurde.


Für die zweite Weste hat der Stoff nicht gereicht, deswegen habe ich gestückelt, und zwar so, dass eine Wiener Naht entsteht. Generell ist es so, dass man den Abnäherinhalt, der nötig ist, um ein Kleidungsstück figurnah zu schneidern, auf zwei Abnäher verteilen sollte. Bei nur einem Abnäher ist dieser recht groß, und der seitliche Bereich liegt stark schräg zum Fadenlauf, was ungünstig für die Passform und ggf. dem Musterverlauf ist. Bei so "kleinen Kleidungsstücken ist das aber nicht so relevant, die Weste ist kurz, damit ist auch der Abnäher kurz. Eine lange Weste würde man aber eher nicht so zuschneiden, es sei denn, man möchte bewusst den schrägen Fadenlauf ausnutzen. 

 

Wie verlegt man jetzt den Abnäher? Das seitliche Vorderteil habe ich daher nach dem Teilen etwas gedreht, so dass das Schnittteil mehr im Fadenlauf verläuft.  Das schmale vordere Teil musste ich auch einmal auf einer Seite teilen, was ich mit einer weiteren Paspeltasche kaschiert habe.. Im Prinzip sollte die Passform identisch mit der ersten Weste sein, denn wir haben den Abnäherinhalt nur verteilt, nicht reduziert oder vergrößert. Wenn man will, kann man auch noch weitere Paspeltaschen "einbauen" und damit Nähte kaschieren.

Für die zweite Weste hat auch das nicht gereicht, also habe ich die Tasche auf die Seite verlegt, so konnte ich das seitliche Teil nochmal zerteilen. Die Paspel habe ich aus einem letzte Fitzelchen Jeans genäht, das war mir wichtig, da der Blazer, den ich aus diesem Stoff genäht habe, einen Unterkragen aus diesem Jeansstoff hat. 

Man könnte Abnäher auch für Ziernähte nutzen. Außerdem kann man neben Paspeltaschen auch ganz wunderbar Knöpflöcher in Quernähte einarbeiten.

 

Die Westen sind schön geworden, jedoch ist das mit den Kaufschnitten eben immer so eine Sache. So ganz glücklich bin ich nämlich nie damit geworden. Klar kann man vieles anpassen, aber so eine Weste sollte eigentlich so richtig auf Figur sitzen, und das tut sie eben nur bei Maßschnitten.

 

Deswegen habe ich jetzt einen eigenen Westenschnitt konstruiert, und was soll ich sagen, es ist schon ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Ergebnisse, sowohl Kaufschnitt als auch Maßschnitt, zeige ich Euch dann im nächsten Teil dieser Serie.

 

Bis dahin,

 

Eure Anne Sophie

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