Schulterpolster konstruieren für abgerundete Schulternähte

Schulterpolster bei abgerundeten/überschnittenen Schulternähten

Endspurt bei meinem Teddy-Mantel, dummerweise zu spät, denn das kalte Winterwetter mit Schnee ist schon wieder vorbei, leider. Aber vielleicht wirds ja nochmal kalt, dann freu ich mich.

 

Teddymantel und Innenleben sind fertig, jetzt geht es ans Zusammensetzen. Davor müssen aber erst mal die Schulterpolster rein.

Ich weiß ja, für viele, die die 80er miterlebt haben, sind Schulterpolster ein sensibles Thema. Ich las/hörte einmal von jemandem, dass sie deshalb immer rigoros und ausnahmslos alle Schulterpolster entfernte, weil sie diese immer mit diesen übertriebenen Powersuits assoziierte :-)

Für mich sind dünne Schulterpolster bei Mänteln jedoch ein Muss. Der Mantel fällt dann einfach viel schöner gerade von den Schultern herunter, denn ich habe eher schmale Schultern. Da wirken Schulterpolster dann wie ein eingebauter Kleiderbügel, es formt die Schulterpartie. Wenn man eher breite Schultern hat, oder starke Knochen, dann mag das tatsächlich nicht nötig sein, bei mir aber auf jeden Fall, denn ich bin auch noch eher klein. Ohne diese Verstärkung hängen manche Kleidungsstücke einfach traurig an mir herunter. 


Mantel ohne Schulterpolster = Bademantel :-) Deswegen finde ich ja auch, dass so fließende, lockere Cape-artige Mäntel eher bei großen knochigen Frauen toll aussehen, nicht bei mir, ich brauche Struktur.

Welches Material für selbstgemachte Schulterpolster?

 

 Ich mache meine Schulterpolster aus Resten selber, da nehme ich das, was so da ist. Als Füllmaterial meistens flauschige Stoffe, Wattierungen, Plüsch, Filz etc.

Allgemeine Anleitungen, wie das geht, findet man im Netz, z.B. bei Constanzes Blog Nahtzugabe.

In der Regel nehme ich ein eher festes Trägermaterial wie Leinen oder Baumwolle, feste Wolle geht auch. Dann mehrere Lagen weicheres Material für die Polsterung, und dann noch eine dünne Lage aus fließendem Stoff (hier ein Rest Bouretteseide) zum Abdecken, damit sie die Stufen (s.u.) nicht abzeichnen. Die letzte Schicht kann man aber auch ggf. weglassen.

 

Die Form des Schulterpolsters zeichnen

In Kurzfassung: Man legt das vordere und das hintere Schnittteil an der geraden Schulterlinie (das, was später die Schulternaht wird) zusammen. Dann kann man die Form des künftigen Armausschnitts abzeichnen. 

 

Was aber tun, wenn die Schulternaht nicht gerade, sondern abgerundet ist? Bei meinem Teddymantel ist diese Rundung recht stark, zudem ist die Schulterpartie noch stark überschnitten. Das gefällt mir in Kombination mit dem Teddystoff sehr gut, jedoch hätte ich dennoch ein wenig mehr Stand/Struktur in diesem Bereich. Hier zeige ich Euch, wie ich vorgegangen bin.  

Um eine sich durchdrückende wulstige Naht weitestgehend zu vermeiden, habe ich die beiden Schnittteile an der Naht zusammengelegt, und zwar beginnend am Halsausschnitt. Dadurch klaffen die beiden Teile logischerweise Richtung Armausschnitt auseinander.

Diesen Keil habe ich mit eingezeichnet, dieser wird später zugenäht. Der Fadenverlauf läuft übrigens immer im 45 Grad Winkel zur Schulternaht, dadurch lässt sich das Schulterpolster besser formen. 

Die Teile des Schulterpolsters zuschneiden

Die unterste Lage des Polsters, die am Ende Richtung Futterstoff liegen wird, habe ich aus einem eher festen Stoff zugeschnitten. Der Keil wird zugenäht und Richtung Rücken gebügelt. Die beiden anderen Lagen (Wattierung und Decklage) habe ich dann anhand der schon zugenähten Form zugeschnitten. Wer möchte, kann sich dazu natürlich auch nochmal einen Papierschnitt machen. Dazu das Schnittmuster kopieren, an der Naht auseinanderschneiden und überlappend zusammenschieben, so dass die Ärmelnaht-Kante eine schöne Rundung aufweist und mit der des Trägermaterials übereinstimmt. Dadurch wird das Teil geringfügig kleiner.

Die Wattierung und die Abdeckung habe ich ohne diese Naht und geringfügig kleiner zugeschnitten.  

 

 

Hier seht ihr die Teile in absteigender Größe. 

Die Lagen des Schulterpolsters zusammenfügen

 Nun werden alle Teile aufeinandergelegt und entlang der Schulternaht zusammengesteckt.  Zuunterst kommt die Trägerschicht, die Naht des Abnähers zeigt dabei nach oben. Darauf kommt die Wattierung, dabei am Armausschnitt nicht ganz bis zur Kante anstoßen, sondern die Wattierung etwas nach innen versetzt auflegen. Zuletzt dann die Deckschicht, diese dann wieder bündig am Armausschnitt legen.

Während des Zusammenheftens hält man das Polster über dem Handrücken oder einem runden Polster/Handtuch etc. Beim Heften dann die Deckschicht der Krümmung der Trägerschicht anpassen. Dafür Richtung Halsausschnitt den Faden etwas fester ziehen. Weil dabei kleine Fältchen entstehen, sollte der Stoff für die Deckschicht dünn und eher weich sein.

Hier seht ihr die Krümmung, die dadurch an der Schulterlinie entsteht. Wenn ich Schulterpolster einsetze, verwende ich übrigens auch immer Ärmelfische. Durch die Schulterpolster wird zwar der Schulterbereich schön geformt, je nach Oberstoff kann dann aber der Ärmel unschön "abfallen" und Falten ziehen, die vorher nicht da waren. Diesen Effekt kann man ausgleichen, in dem man den Übergang ebenfalls aufpolstert. Hier im letzten Bild seht ihr den Ärmelfisch, hier aus Wattierung ausgeschnitten.  

Viel Spaß bei all Euren Projekten, ob drinnen an der Maschine oder schon draußen beim Tragen.

Ich genieße jetzt erst Mal das schöne, sonnige Wetter da draußen.

 

Liebe Grüße,

Eure Anne Sophie 

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