Einer meiner Vorsätze seit diesem Jahr ist, einige meiner angefangenen Projekte zu beenden, BEVOR ich was neues anfange. Im Großen und Ganzen klappt das auch ganz gut, sagen wir mal zu 80% :-)
Eines der neuen Projekte, bei dem ich "rückfällig" geworden bin, ist dieser Teddyplüsch-Mantel. Um mein Nähkarma wieder etwas auszugleichen, werde ich diesen Mantel nun in einem Rutsch fertig machen und hier dokumentieren, damit er gar nicht erst auf dem Stapel der Langzeit-Projekte landet, oder, fast noch blöder, dem Stapel mit "Fertig und gut geworden, aber nicht fotografiert".
Heute will Euch daher mal ein paar Tipps zum Umgang mit Teddy-Plüsch geben. Der Mantel ist auf keinen Fall ein einfaches Projekt, was hauptsächlich an der Menge an Material liegt, die unter der Maschine zu bewegen ist. Hier nun meine Top-5 Lektionen, die ich während der Arbeit an diesem Mantel gelernt habe:
Dicke des Stoffs bei der Nahtzugabe berücksichtigen
Der Plüsch "frisst" ganz schön viel Stoff! Ich habe leider ein Schnittmuster mit relativ schmalem Kragen gewählt, dazu kommt, dass durch die Dicke des Stoffs dann nochmal was wegfällt (zumindest optisch), denn der Stoff muss ja wieder "um die Kurve herum". Im Prinzip wie bei Kragen: Je dicker der Stoff, desto mehr Rollweite muss man dazugeben. Also lieber etwas großzügiger bei den Nahtzugaben sein, denn bei Oversized-Mänteln kommt es eh nicht so sehr drauf an.
Heften, heften, heften
Ich habe eine robuste, halbindustrielle Maschine mit sehr gutem Transport. Dennoch muss ich bei der Menge Stoff, der auch alles andere als flutscht, etwas beim Transportieren nachhelfen. Bei Strickplüsch kommt noch dazu, dass er sich dehnt, was zu unschönen Wellen führen kann. Es ist deswegen ratsam, die Teile vorher zu heften, damit beim Nähen nichts verrutscht oder sich verzieht. Wenn man dazu partout keine Lust hat, dann sind eine Menge Stecknadeln, die quer zur Kante gesteckt werden, sinnvoll. Eine Overlock mit Differentialtransport kann natürlich auch verwendet werden.
Fußdruck gut einstellen
Ich hatte zunächst einen höheren Fußdruck gewählt, weil ich die flauschigen Lagen etwas zusammendrücken wollte. Das passte nicht gut zu der rauen Oberfläche, der Stoff ließ sich dadurch noch schlechter transportieren. Das mag von Maschine zu Maschine unterschiedlich sein. Ich habe den Fußdruck schließlich etwas gelockert, und statt dessen die Stofflagen unmittelbar vor dem Füsschen mit den Fingern zusammengedrückt. Auch hier hilft es, wenn man die Lagen geheftet hat.
Einlage unterschlagen, nicht kleben
Ich habe es nachträglich nochmal getestet: Klebeeinlage hält nicht gut auf Wollplüsch, man kann diesen auch nicht mit genügend Druck bügeln, ohne den Plüsch plattzudrücken. Darüber habe ich ja hier schon etwas geschrieben. Statt dessen kann man Einlage unterschlagen. Ecken, die eingeschnitten werden, habe ich innen mit Handstichen gesichert. Der Vorteil von Plüsch ist ja, dass man das alles auf der Flauschseite nicht sieht.
Unterschlagen kann man mit mittelschweren Baumwollstoffen. Der Stich ist in etwa so wie beim Pikieren, nur mit größerem Abstand.
Nähte und Kanten
Nähte sollte man nicht auseinanderbügeln, das würde man sehen. Statt dessen den Plüsch mit einer stumpfen Stopfnadel entlang der Kante aus der Naht ziehen. Dadurch wird die Naht selber sehr unauffällig. Bei Kanten ebenso verfahren.
Ich habe ganz knapp neben der Kante genäht (auch hier heißt das oberste Gebot: Heften, heften, heften) und dann beide Lagen zusammen per Zickzackstich versäubert. Ich habe mit trotz Differenzialtransport gegen die Overlock entschieden, da mir bei schwierigen Stoffen schon mal das Messer unbeabsichtigt in den Stoff geschnitten hat. Außerdem kann man Nähte besser korrigieren. Gerade bei dem Plüsch sieht man nix, und ggf. nötiges Auftrennen wäre dann auch kein Spaß geworden.
Habt Ihr schonmal mit dickem Teddyplüsch genäht, und wie seid ihr damit zurecht gekommen? Ich ergänze hier gerne noch weitere Tipps.
Viele Grüße und weiterhin schöne, erholsame, und vielleicht auch kreative Tage zwischen den Jahren!
Eure Anne Sophie
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